Wird noch durchgesehen und bearbeitet werden…
Die Idee, zu Fuß nach Jerusalem zu gelangen, ist realistischerweise nur dann zu verwirklichen, wenn es mir gelingt, die richtigen Kontakte nach Syrien zu knüpfen. Wie das gehen könnte, ist noch weitgehend unklar: Die Menschen, die ich aus Deutschland kenne und mit Syrien in Verbindung bringe (es sind nur äußerst wenige…) haben sich bislang nicht aufgeschlossen für mein Anliegen gezeigt.
Mein erster Tag in Istanbul, der 13.2., verschaffte mir diesbezüglich auch nicht den geringstan Fortschritt. Da war ich allerdings auch noch weit im Westen. Anders dagegen in den Tagen danach:
Ich war in der Altstadt unterwegs, als mich ein junger Mann ansprach, der auf der Straße Prospekte für einen Massagesalon verteilte. Als ich mit ihm ins Gespräch kam und schließlich mein Pilgerbrief-Foto auf dem Handy vorzeigte, lud er mich ein, bei ihm und seinen freunden zu übernachten. Alles Syrer, 26, 21, 17 und 16 Jahre alt. Allerdings musste ich dazu noch zweieinhalb Stunden warten: Seine Arbeitszeit war erst um 22:00 Uhr zuende.
Folglich bin ich weiter durch die Altstadt und um die Häuser gezogen. Und nicht allzu weit von der Blauen Moschee und der Hagia Sophia entfernt sprach mich ein anderer junger Mann an; er war dabei, Kunden für ein Süßwaren-, Nuss- und Teegeschäft zu aquirieren. Ich durfte ein kleines Stück einer furchtbar süßen Kreation probieren, obwohl ich gleich gesagt hatte, dass ich nichts kaufen würde und auch warum. Ich wurde sogar hereingebeten und konnte mich setzen. Und bei der weiteren Unterhaltung stellte sich heraus, dass auch dieser Mann Syrer war. Er bekundete Hochachtung vor meinem Projekt – und er sagte, er kenne Leute, die mir bei der Durchreise behilflich sein könnten. Der Haken dabei: Sie werden Geld kosten… Wir haben unsere Telefonnummern ausgetauscht, und er hat versprochen, Erkundungen einzuholen, über welchen finanziellen Rahmen da zu reden wäre.
Ich werde ihm nachher mal eine Whatsapp-Nachricht schicken…
Die Nacht bei den jungen Syrern war dann etwas anstrengend: Wir trafen gegen 22:30 in einer Zweizimmerwohnung ein, winzig klein, Zustand gewöhnungsbedürftig. Alle vier Syrer leben in einem kleinen Zimmer (das zweite wird unter anderem von einemm jungen Usbeken bewohnt), das durch ein Einzelbett und zwei Stockbetten so voll ist, dass nur noch ein winzig kleiner Schrank unterzubringen ist. Ich bekam einige Kekse zu essen; das Angebot, mir noch ein richtiges Abendessen kommen zu lassen, konnte ich guten Gewissens dankend ablehnen: Zu so fortgeschrittener Stunde viel zu essen hätte mir ganz sicher nicht gutgetan.
Besonders intensiv habe ich mich mit dem 26jährigen unterhalten. Er hat Verwandte im IS-Gebiet und mir dringend empfohlen, um diese Landstriche einen großen Bogen zu machen (was man mir allerdings wirklich nicht hätte sagen müssen…).
Mein 21jähriger Zettelverteiler hat mich dann mehrmals gefragt, ob ich jetzt schlafen wolle. Gegen halb eins, vielleicht eins war es dann soweit: Ich durfte im Stockbett über dem großen und schweren 21jährigen Mohamed Platz nehmen. An ein Schlafen war aber nicht zu denken: Nicht nur, dass Mohamed immer wieder aufstand, sich hinlegte, Musik auf dem Handy hörte, rauchte (was auch der eine oder andere seiner Kameraden tat) und telefonierte, nein: Er brauchte sich nur etwas ruckartig im Bett umzudrehen, da wackelte das Bett schon so sehr, dass ich auch aus recht tiefem Schlaf wieder hochschreckte – und er tat das ständig.
Früh um 7:00 Uhr musste der Jüngste aufstehen und in die Schule gehen. Danach gaben auch die anderen Ruhe, sodass ich hier und da noch etwas dösen konnte bis um 10:00 Uhr. Dann verließen auch der Zweitjüngste und mein Flugblatt-Anpreiser das Haus – und ich ebenfalls.