Am nächsten Abend hatte ich eine ziemlich ordentliche Etappe hinter mir und kam in Breslau an der ukrainischen Kirche vorbei. Dort begann gerade die Nikolausandacht. Der Aufforderung einer gut Deutsch sprechenden Frau gehorchend, die mich am Eingang begrüßt und mir sozusagen die Kirche vorgestellt hatte, zündete ich 3 Kerzen für meine Familie(n) an. Dann wohnte ich der Andacht/Messe bis zum Schluss bei – etwa eine Stunde lang. Meine Bitte um ein Nachtlager wurde leider nicht erhört. So musste ich weiterziehen, in die nächste Kirche.
Auch hier: Andacht (oder ähnliches; aber mit sehr langer Predigt). Eine Ordensschwester, die im Hintergrund auf und ab ging, konnte oder wollte mir nicht helfen. Dann tauchte ein groß gewachsener, wohlgenährter Pfarrer oder Vikar auf (leider kann ich die beiden immer noch nicht unterscheiden…). Er hörte sich an, was ich vorbrachte – und schüttelte nur den Kopf. Immerhin verwies er mich auf Nachfrage an die Schwestern “named Notre Dame”.
Bei der vergeblichen Suche nach ebendiesen Schwestern geriet ich schließlich an eine Theologiestudentin, die versprach, mich mit nach Hause (neinnein!!! nur:) in ihre WG zu nehmen, wenn wir nichts anderes fänden. Die Nachfragemöglichkeit, auf die sie gehofft gehabt hatte, stellte sich bald als “unergiebig” heraus. Ich war darüber nicht unglücklich, freute ich mich doch auf den Abend in der Studenten-WG.
Wir gingen noch zusammen einkaufen und unterhielten uns, besonders auch über meine Reisemotive – bis sie einen ihrer Mitbewohner telefonisch erreichte. Dann war klar: so einfach ist das doch nicht! Die Begeisterung des Gesprächspartners und Mitbewohners hielt sich – wie Alexandra mir nach dem Telefonat etwas betreten beichtete -wohl in engsten Grenzen.
Mit zwei Hinweisen (na ja: eher eineinhalb…) auf alternative Übernachtungsmöglichkeiten zog ich also wieder los. So traf es sich, dass ich doch noch die Bekanntschaft der Marienschwestern von der unbefleckten Empfängnis machte.
Wer jetzt glaubt, ich wäre dort (wenigstens im übertragenen Sinne!) mit offenen Armen aufgenommen worden, der täuscht sich. Es war wohl einzig und allein dem unermüdlichen Einsatz, der Zähigkeit und Geduld von Schwester, nennen wir sie:Raphaela! zu danken, dass ich letzten Endes doch noch dort ins Bett sinken konnte. Schwester Raphaelas telefonische Vorarbeit nahm aber sicher 45 Minuten in Anspruch. Ihr Gesicht nahm dabei einen immer unglücklicheren Ausdruck an… Und ob das so lange unmöglich erscheinende OK, das die Schwester Oberin sich zu guter letzt doch noch ab rang, vielleicht sogar damit zu tun gehabt haben könnte, das Raphael das Zimmer womöglich selbst zu bezahlen bereit – nein, HALT! Soviel Spekulation wäre dann doch zu viel des guten!
Raphaela kümmerte sich rührend um mich. Und sie erteilte mir einen besonderen Mariensegen, mit dem man nur jemanden segnen kann, wenn man diesen Segen selbst – direkt oder indirekt – von einem der fünf oder sechs Menschen erhalten hat, die diese besondere Marienerscheinung (welche, habe ich leider nicht ganz verstanden) sehen können, auf der wohl auch der Orden gründet.
Die ganz kurze Zeremonie des Segnens war sehf berührend für mich. Mit einem Rosenkranz einer verstorbenen Ordensschwester und diesem besonderen Mariensegen beschenkt sowie den besten Wünschen und 3 Heiligenbildchen im Gepäck stapfte ich hinaus in den kalten, trüben Wintermorgen – eine sehr herzliche Umarmung durch Siuster Raphaela gabs als eine Art Wegzehrung obendrauf!