So – das Telefon-Problem ist erstmal gelöst (bis auf die SIM-Karte. Da hab ich noch kein adäquaten Ersatz, was die mobilen Daten angeht. Telefonieren könnte ich – zu inakzeptablen Kosten).
Nein, ich bin nicht ausgeraubt worden. Gewehrt hab ich mich auch nicht: Ich hab mich nur veräppeln lassen…(“Please can you help me? Only one minute phone!”). Da hätte ich natürlich auch direkt mein Hirn einschalten und weiterlaufen können. Das wurde allerdings erschwert: Ein junger Mann, den ich für einen Bulgaren hielt, hatte mich seit einer Stunde begleitet. Er war ebenfalls mit einem Rucksack unterwegs, und in seiner freundlichen und offenen Art hatte ich mich bestens mit ihm unterhalten und verstanden. Er war es, der sich mit den diebischen alten Männern unterhalten und ein wenig übersetzt hatte. Dass er keine wesentlichen Bedenken gezeigt hat, gab letztlich den Ausschlag, dass ich selbst keinen Grund zum Misstrauen sehen wollte. Ich mache insoweit mildernde Umstände geltend… Auf die Idee, dass auch er in den Ablauf der Aktion involviert sein könnte, bin ich zunächst garnicht gekommen – darauf haben mich später die Einheimischen aufmerksam gemacht. Über den ganzen Vorgang kann man sich vom heimischen Sofa aus natürlich totlachen – direkt vor Ort sieht die Welt aber manchmal anders aus.
Wie sagte der reiche Mann in Dobromir so schön: “Schwamm drüber!“ Sowas soll zwar so schnell nicht wieder passieren, aber: wer weiß? Ich will ja schließlich nicht mit dem grundsätzlichen Misstrauen herumlaufen, das mir in Osteuropa so oft begegnet ist. Und da sind “Unwägbarkeiten” eben nicht immer zu vermeiden.
Und die Erfahrung, die ich anschließend machen durfte, war aller Beachtung wert: Ich hab einfach den Dorfmillionär vom Ort meiner letzten Übernachtung gefragt, ob er mir einen Ersatz sponsern will. Und tatsächlich: Er hat mir doch gleich 100 Lewa gegeben. Und zusammen mit dem Geld, das mir die Schwestern von der Wiederauferstehung in Carew Brod und der Pope in Bascov als Wegzehrung gegeben hatten, hab ich mir im Second-Hand-Shop in Burgas wieder was besorgen können. Jetzt bin ich besser ausgerüstet als vorher – und vielleicht kann ich jetzt auch wieder Bilder direkt in den Blog laden!
Orientierungslos bin ich ohne Handy übrigens keineswegs. Ich muss allerhöchstens mal jemanden nach dem Weg fragen… Und ich kann die Entfernungen nicht so genau angeben 😉
Danke, lieber David!
Bin natürlich außerordentlich erleichter, dass Dir nichts Schlimmeres passiert ist und dass sich alles so schön gelöst hat und sogar dein Blog schon wieder funktioniert. Und am schönsten ist für mich, dass du durchblicken lässt, dass dieses Erlebnis Dich nicht von Deinem Entschluss abbringen soll, nicht mit generellem Misstrauen Deinen Weg zu gehen! Nun bin ioch aber vorallem gespannt, ob Dich die Erdogan-Büttel überhaupt reinlassen werden!
In Liebe und mit den besten Wünschen
dein Martin
hab herzlich gelacht. Schön, dass sich alles so gut gelöst hat.