Hotelpersonal

Eine gesonderte Betrachtung verdient aus meiner Sicht das Hotelpersonal, wie ich es in Bascov und jetzt auch in Ruse kennengelernt habe.

Es gibt Hinweise, dass die Leute hier sehr gerne in die eigene Tasche wirtschaften – auf eine doch recht unangenehme Weise. In Ruse sah das so aus, dass die Dame an der Rezeption recht unfreundlich war und den Preis nicht in Landeswährung, sondern in Euro nannte – und dann keine Quittung ausstellen wollte (und es auch nicht getan hat). In Bascov war die Lage etwas komplizierter:

Der Pfarrerssohn Florin hatte für mich vorab die Rechnung beglichen, einschließlich Abendessen und Frühstück. Und als ich im Restaurant eintraf, erklährte mir die Rezeptionistin von vorhin im Stehen die Speisekarte – in gebrochenem Englisch sagte sie mir das, was da auf Englisch stand… Und auch, warum ich dies, das und jenes nicht bekommen könne. Sie kam immer wieder auf Chicken Breast zurück, die ich dann schließlich auch nahm. Eine sehr übersichtliche Portion, mit ganz wenig Pommes, und statt des gemischten Salats saure Gurken und Parika. Als ich mir am Schluss zeigen ließ, wie das jetzt berechnet wird, stand fast überall das Doppelte dessen auf der handgeschriebenen Quittung, was in der Karte zu lesen gewesen war. Was Florin bezahlt hatte, erfuhr ich nicht.

Und das Zimmer hatte es bei näherem Hinschauen ebenfalls in sich: 

Die Tür klemmte im kabutten Rahmen, die Duschtür fehlte, der Stöpsel des Waschbeckens lag hinter dem Hahn, was den Hintergrund hatte, dass er nicht mehr aus dem Abfluss hochzubekommen war, ohne den Siphon aufzuschrauben (was ich getan habe). Und das Bett: Unter der Tagesdecke gab es eine Matratzenauflage, die genau so groß wie die Matratze war, also kaum als Leintuch durchgehen konnte. Und als Decken gab es zwei, die in den Schrank gestopft waren und mit offensichtlich verschlissenen Bezügen versehen…

Ich habe mich daran erinnern müssen, dass ich bei meinem ersten Rumänienbesuch erlebt habe, dass auf einer Hochzeit peinlichst genau darauf geachtet wurde, dass das Personal der Lokalität nicht eine Munute mit den Getränken und Speisen allein war – und das schien gute Gründe zu haben.

Ich bin also in Versuchung, aus den einzelnen Hinweisen mir so meine Gedanken über die Aktivitäten des Hotelpersonals zusammenzubasteln – so ähnlich wie ein Archäologe die Vasenfragmente zur Rekonstruktion eines ganzen Gefäßes heranzieht…

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