Ruhetag

Am 25.12. bin ich noch einmal nach Auschwitz zurück gegangen.

Das hatte drei Gründe: Ich konnte dort einen Ruhetag einlegen; ich wollte am 27. versuchen, meine Pilgerpapiere zu bekommen; und ich hatte das Gefühl, mit AUSCHWITZ noch nicht fertig zu sein.

Meine Gastgeber aus der Christnacht hatten telefonisch im kirchlichen Internat eine Unterkunft für mich klar gemacht, meine Nerven wollte ich dieses eine Mal etwas schonen… Trotzdem wurde es nochmal spannend: an der angegebenen Adresse konnte ich nichts finden, was auch nur entfernt den Namen des Gebäudes gehabt hätte, nach dem ich suchte. Auch ein netter Sicherheitsmann konnte nicht helfen: Er hat mir eine Pförtnerklingel an einer versperrten Hofeinfahrt gezeigt. Dort stand ich dann vergeblich im Regen – aufgemacht hat niemand. Erst in der Kirche daneben  fand sich eine Frau, die mich zum Haupteingang des Internats führte – der, entgegen allem Anschein und auch gegen jede Vermutung, offen war! Man musste nur die Klinke drücken.

Schreiben und Füße auskurieren waren ein Teil des Ruheprogramms. Der andere führte mich noch einmal nach Birkenau. Hier, auf einem der gesprengten Pfeiler des linken Gaskammer-Krematoriumkomplexes sitzend, habe ich meditiert und gebetet. – 

Am nächsten Morgen dann der dritte Gang in Richtung KZ: ich fragte nach den Pilgerpapieren, die mir mein Sohn und meine Pfarrerin nachgeschickt haben. Leider war das Bemühen nicht  von Erfolg gekrönt. Ob garnichts angekommen ist, ob es zurück geschickt wurde oder im Müll gelandet ist, war nicht in Erfahrung zu bringen.

So ging ich denn wieder auf Wanderschaft – ein weiteres Mal die bekannte Strecke nach Piotrowice… Diesmal aber weiter, in Richtung der in der Ferne erkennbaren Beskiden, der Ausläufer der Karpaten. 

Der Wind treibt mich und den Regen, zeitweise auch den Schnee vor sich her. Als ich den Bergen näher komme und rundherum die dunkel drohenden Wolken und die Niederschläge sehe, frage ich mich einmal mehr, was mich eigentlich geritten hat, zu dieser Jahreszeit pilgern zu gehen?!?

Nach 30 Kilometern stand ich dann in Wadowice vor der Domkirche und dem Geburtshaus von Johannes Paul II.

Und dann fing das alte Spiel wieder an: großes Pfarrhaus, viele Klingeln, niemand öffnet! Doch dann steht auf einmal doch eine Ordensschwester an der Tür: Rentenalter, abgekämpftes Gesicht, keine gute Stimmung. Sie verweist mich an die kirchliche”Cancellaria”, von der sie eigentlich wissen muss, dass die längst geschlossen ist um diese Zeit. Eine jüngere Ordensschwester, die ich auf der Straße treffe, gibt mir dann den richtigen Hinweis: das Karmeliterkloster am Berg. Dort bin ich willkommen.

Eine Küchenhilfe richtete mir ein Abendbrot her, dass ich dann in der Teeküche des Pilgerhauses einnahm – in Gesellschaft eines Bruders etwa meines Alters. Er ist nicht nur Mönch, sondern auch Feuerwehrmajor. Die Grundlage dafür ist, wenn ich ihn richtig verstanden habe, ein abgeschlossenes einschlägiges Hochschulstudium.

Der ruhige Abend dort – es gibt da ein extra Haus für die “Wiederherstellung” der Pilger – wurde empfindlich gestört durch einen Feueralarm: Ein Höllenlärm in den Fluren durch die dort installierten Sirenen. Und nach zwei Minuten stand die Feuerwehr im Hof… Natürlich vollkommen unnötig! Fehlalarm…

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