Peregrinus

…ein Fremdling, einer von “jenseits des Landes”, das bin ich hier, seit ich (wie schon vor neun Tagen!) die Brücke zwischen Frankfurt und Slubice überquert habe.

Blick von der Frankfurter Seite der Brücke in die Richtung, in die meine Reise geht

Blick zurück nach Frankfurt

Die meisten Menschen schauen mich kaum an und erwidern meinen “nickenden Gruß” nicht. Ich musste etwa 20 km laufen, um die erste Ausnahme zu treffen.

Heute wieder ziemlich “cooles” Pilgern…

Die Landschaft ist hier außergewöhnlich schön. Ich bin gut 20 km an und in den Oderauen gewandert. Etwas getrübt wurde der Eindruck dieser herrlichen Natur durch den fast allgegenwärtigen Rauch: In den Dörfern heizen die Leute wohl mit Braunkohle, und am Straßenrand verbrennen die die Arbeiter der Straßenmeisterei die Büsche und Bäumchen, die sie abgesägt haben, unter Zuhilfenahme von Autoreifen. An einem Tag wie heute, wo der Rauch partout nicht aufsteigen will, sondern am Boden hängen bleibt, ist die Luft auch im Naturschutzgebiet auf diese Weise miserabel.

Etwa 9 km musste ich noch die stark befahrene “29” Richtung Zielona Gora (Grünberg) enflang gehen. Dann bin ich in Cybinka angekommen.

Dort war die Kirche geschlossen. Ein Pfarrhaus war für mich nicht zu finden. Ich war etwas ratlos: Ich könnte vielleicht den Schlafsack und die Isomatte in den geschütztesten Kircheneingang legen…?? Dazu war ich abef noch zu früh dran (kurz vor vier). Weiterlaufen? Die Beine würden wohl die 5 km zum nächsten Kirchdorf schaffen. Aber wär das sinnvoll?

Ich machte mich nochmal auf die Suche nach dem Pfarrer. Und als ich erfolglos zurüch zur Kirche kam, war plötzlich jemand da! Er bereitete – wie sich später herausstellte, eine Messe (oder Andacht?) vor, die mit drei Priestern und zwei Messdienern gehalten wurde. Es gab eine Art Umzug in der Kirche, mit den Genannten sowie einigen weiteren Kindern und jungen Leuten. Die Kirche fasst vielleicht gut 150 Menschen und war knapp zur Hälfte gefüllt (Dienstag, 17:00 Uhr!).Danach Essen mit den drei Geistlichen im Pfarrhaus – bedient von der Haushälterin.

Die Verständigung war erwartungsgemäss bescheiden, auch vor der Messe schon, als ich im Pfarrhaus Tee und Kuchen bekam. Nach dem Abendbrut gings deshalb erst mal zu einer Frau, die Deutsch konnte.

Da stellte sich dann raus, dass man gern einen Pilgrrausweis gesehen hätte. Man wisse ja garnicht, ob ich ein guter Mensch sei. Und es gäbe ja heute so viel Betrügereien un Gaunereien, da wisse man ja nicht…

Ob ich genügend Geld für die Reise hätte? Und wenn nicht, ob ich auch arbeiten würde? Mein Eindruck war, dass das alles mehr von der Übersetzerin als dem Pastor kam.

Nun, ich durfte bleiben. Und Zwangsarbeit muss ich auch nicht leisten. Aber einen Pilgerpass, den muss ich mir wohl doch noch besorgen…
Jetzt muss ich dringend schlafen. Vorher aber noch ins Bad – bzw. Klo. Das ist nämlich mein Bad, und das bedeutet: kaltes Wasser.

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